Smart Energy Systems Studierende erkunden den WUNsiedler Weg
Vorletzten Mittwoch machten sich die Feuchtwanger Smart Energy Systems Studierenden auf zu einer Exkursion ins Fichtelgebirge. Mit Zwischenstopps für den Zustieg in Käferbach und Ansbach ging es in die oberfränkische Kleinstadt Wunsiedel.
Im Rahmen der Vorlesung „Virtual Power Plants“ wurde der Energiepark der Stadtwerke Wunsiedel besichtigt. Dort setzt man schon seit einigen Jahren verstärkt auf den konsequenten Einsatz und Ausbau regenerativer Energien und nachhaltiger Technologien: Solar- und Windenergie, Holz und Reststoffe als nachwachsende Rohstoffe und Energieträger kombiniert mit modernen Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung (KWK).
In einem großen Heizkraftwerk erzeugt man aus Biomasse wie Baumspitzen und Landschaftspflegematerial im ersten Schritt Strom. Im Gegensatz zu großen Kraftwerken wird die entstehende Abwärme nicht über gigantische Kühltürme ungenutzt an die Umwelt abgeben, sondern für Trocknungsprozesse an das benachbarte Pellets Werk geliefert. Dieses nutzt wiederum Holzabfälle aus den zahlreichen umliegenden holzverarbeitenden Betrieben als Rohstoff. Erzeugter Strom, der nichtunmittelbar ins Netz eingespeist werden kann bzw. Überschüsse aus Photovoltaik (PV) und Windkraft werden im mit 8.4 MW leistungsstärksten Stromspeicher Bayerns kurzfristig zwischengespeichert.
Einen weiteren Teil des umfassenden Gesamtansatzes zum Einsatz regenerativer Energieträger stellt grüner, also beispielsweise aus Photovoltaik (PV) und Windkraft erzeugter Wasserstoff (H2) dar. Die Fertigstellung der wegweisenden Elektrolyse-Anlage zur Erzeugung von CO2-freiem Wasserstoff am Energiepark ist noch für dieses Jahr geplant.
„Mit einer elektrischen Anschlussleistung des Elektrolyseurs von 6 MW in der ersten Ausbaustufe ist sie eine der größten ihrer Art und hat damit Modellcharakter für ganz Deutschland. Die geplante PEM Wasserstoff-Erzeugungsanlage wird die vorhandene erneuerbare Energie in ein speicherbares Medium umwandeln und für verschiedene Anwendungen in der Mobilität und Industrie verfügbar zu machen. Damit gelingt hier die effiziente Kopplung der einzelnen Sektoren“ erinnerte Dr. Rainer Saliger. Der Experte für dezentrale Energiesysteme hatte das Wunsiedler Konzept bereits im Vorfeld als Gastdozent in der Vorlesung erläuterte und war auch an der Dekarbonisierungsstudie für Feuchtwangen beteiligt.
Unter Sektorenkopplung versteht man die Vernetzung der Teilbereiche der Energiewirtschaft. Das sind traditionell Elektrizität, Wärmeversorgung, Verkehr und Industrie, die bisher weitgehend unabhängig voneinander betrachtet wurden. Dabei steht der ganzheitliche Ansatz im Vordergrund.
Durch die lokale Speicherung der elektrischen Energie, z.B. in Batteriespeichern oder durch Umwandlung in Wasserstoff kann ein Vorrat für Zeiten mit geringem Angebot geschaffen werden. Bei ausreichender Dimensionierung der Anlagen können Erzeugungsüberschüsse aus dem ländlichen Raum die Städte zuverlässig mit Energie versorgen.
Campusleiter Prof. Dr.-Ing. Jungwirth zieht zum Ende der Exkursion das Fazit: „Mit seiner Vorreiterrolle liefert Wunsiedel die Blaupause für unsere Energiezukunft in Deutschland und könnte auch als Vorbild für Feuchtwangen dienen.“