Blick in die Blackbox – Thomas Haupt erklärt aktuelle Heim-Energiemanagementsysteme
HEMS-Marktübersicht für das pv magazine im Energy-Talk vorgestellt
Bereits im Februar hatte Thomas Haupt, M.Sc. auf dem 39. PV-Symposium auf Kloster Banz in Bad Staffelstein einem breiten Fachpublikum seine Marktübersicht zu Heim-Energiemanagementsystemen (HEMS) vorgestellt, die er im Rahmen seiner Promotion am Campus Feuchtwangen der Hochschule Ansbach erarbeitet hat. In der Juni-Ausgabe des pv magazine, einer Fachzeitschrift für die Solarbranche, ist nun ein ganzer Artikel von ihm zum Thema HEMS erschienen. Zum vergangenen Energy-Talk am 17. Juli präsentierte Thomas Haupt daher am Campus Feuchtwangen erneut seine HEMS-Übersicht vor gut 20 Interessierten:
„Innerhalb von wenigen Jahren ist ein großer Markt für Heim-Energiemanagementsysteme entstanden. Die Industrie sieht großes Potenzial und mit den dynamischen Stromtarifen und der Sektorenkopplung, durch die unter anderem Wärmepumpen und Wallboxen eingebunden werden müssen, werden die Systeme immer relevanter. Allerdings stellen die große Produktauswahl sowie die fehlende Markttransparenz eine Herausforderung für Installateure und Verbraucher dar“ so Haupt zur Motivation für seine Arbeit.
„Wir haben an der Hochschule Ansbach im vierten Quartal 2023 eine Umfrage unter Anbietern durchgeführt und danach ausgewertet, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Systeme es gibt. In der Übersichts-Tabelle haben wir für die Veröffentlichung in pv magazine einige Updates vom April 2024 berücksichtigt, um einen möglichst guten Marktüberblick zu geben.“
In der nachfolgenden Diskussion stellte er den Mehrwert der Heim-Energiemanagementsysteme dar: „Ein zentraler Treiber bei der Anschaffung eines Heim-Energiemanagementsystems ist für Verbraucher die Reduzierung der Energiekosten. Einerseits können Heim-Energiemanagementsysteme den Photovoltaik-Eigenverbrauch des Gebäudes optimieren. Andererseits können sie die flexiblen Verbrauchseinrichtungen so steuern, dass variable Stromtarife gut genutzt werden. Eine Kombination beider Möglichkeiten ist ebenfalls möglich, erfordert jedoch einen komplexeren Optimierungsalgorithmus.“
Auch das Thema dynamische Stromtarife wurde am Abend diskutiert: „Noch gibt es nur wenige Anbieter für variable Tarife. Jedoch ist dieser Markt in den vergangenen Monaten rasant gewachsen“ sagt Thomas Haupt. „Ab dem 1. Januar 2025 müssen Versorger einen dynamischen Stromtarif anbieten. Ein relevanter Aspekt ist die praktische Umsetzung dieser Tarife. Die Abrechnung erfordert sowohl die Erfassung des Stromverbrauchs in stündlicher Auflösung als auch die der dazugehörigen stündlichen Strompreise. Die Übermittelung des stündlichen Stromverbrauchs vom Verbraucher hin zum Energieversorger erfordert einen beim Verbraucher installierten Smart Meter (mit Gateway). Da bislang nur wenige Smart Meter in Deutschland verbaut sind, bietet z.B. Tibber als Zwischenlösung einen optischen Lesekopf für die bestehenden Zähler an. Das erlaubt aber keine energiewirtschaftliche Bilanzierung.“
„Um gut optimieren zu können, benötigen die Systeme Prognosen für die Erzeugung und den Verbrauch. Die Erzeugungs-Vorhersage ist im größeren Stil bereits üblich. Lastprognosen sind aufgrund ihrer Individualität und des Einflussfaktors „Mensch“ deutlich komplexer. Außerdem sind sie eng verzahnt mit dem Verbrauch der Wärmepumpe. Mit dem unterschiedlichen Funktionsumfang der Systeme variieren auch die Kosten. Das günstigste System kostet unter 250 Euro, das teuerste bis zu 1.000 Euro. Dazu kommen Abomodelle“ ergänzt er.
„Zur Vereinfachung der praktischen Umsetzung von Heim-Energiemanagementsystemen bauen wir an der Hochschule Ansbach unter anderem mit den Ergebnissen dieser Umfrage eine öffentliche Datenbank für Heim-Energiemanagementsysteme auf. Die Umfrage findet in einem jährlichen Zyklus statt und wird jeweils im Februar/März veröffentlicht“ fasst er schließlich zusammen.